Hören Sie sich das an!
Atemberaubend was da wieder über den Äther des Öffentlich-rechtlichen geht. Die pure Belangsendung für die österreichische Industrie. Wieder einmal. Plattester PR-Journalismus wie er seit der Amtsübernahme des neuen Chefredakteurs für “Wirtschaft” im Ö1 Inforadio offensichtlich zum Prinzip werden soll. Aber hören Sie selbst. 🙄
Vorgeschichte
… gestern spät und müde nach Hause gekommen. Ich finde u.a. ein email vor, ich solle mir das heutige Mittagsjournal nachhören.
Nebenbei bemerkt, das geht über Webstream ja ganz angenehm und mach ich immer wieder mal gern. Nur in den letzten Monaten hab ich das eigentlich aufgegeben.
Jedenfalls, wir schreiben den 13.5.08 und das entsprechende Mittagsjournal lässt sich idR 24 Std. nachhören; und aufzeichnen.
du musst unbedingt ö1-mittagsjournal nachhören. Den beitrag über UNSEREN KANZLER IN BRASILIEN: verarschen die ihn? verarschen die sich selber? meinen sie diesen beitrag am ende ernst?
Fragen über Fragen – das gehört in das kellerabteil zum immer und immer wieder anhören!
Bei Minute 44:44 …
Der Anlassfall
I agree, I totally agree. Die Fragen “verarschen die ihn? uns? sich selbst?” sind wohl wirklich angebracht. Wir sind zwar allesamt trainiert – durch die Praxis des Mediensystems – über solche Beiträge einfach hinwegzuhören. Ich war ja selber skeptisch nach diesem Email. In meiner Müdigkeit, sei zu meiner Verteidigung gesagt.
Dabei ist diese Belangsendung für die Industriellenvereinigung tatächlich ein Prunkstück an plattem (PraktikantInnen-Niveau) PR-Journalismus, Chauvinismus und dümmlicher Selbstgefälligkeit; bei einem gerüttelt Maß an sprachlicher Bedürftigkeit fürderhin bemerkt. 😀
Somit ohne weitere Vorrede die “Reportage” von Lucien Gordani ((Soviel spricht schon für eine tatsächlich eigene Ö1 Reportage: als nämlich der Name des “österreichischen” Vorzeigeunternehmens Böhler-Uddeholm im Artikel sogar falsch geschrieben ist. Das wäre wohl nicht passiert, hätte die PR-Abteilung des Konzerns den Text dem Ö1 Inforadio direkt zum Verlesen geliefert.)) zum Ö1 Mittagsjournal:
[audio:OE1_MJ_080513.mp3]Sehr passend der Programmhinweis im Anschluss an die “Reportage”. Hab’ den Teil extra noch mitgeschnitten. Zufall?
Hiermit dokumentiert, danke für das email, danke für die Mitarbeit! 😉
ps:
und übrigens, ich persönlich bin der meinung, dass wir übung brauchen darin, uns über solche reportagen und belangsendungen aufzuregen, dass wir konsequent üben sollten, dem drang nach einer abschätzig abgeklärten haltung NICHT nachzugeben, training darin, uns sehr wohl zu echauffieren, im privaten, in unseren halbprivaten öffentlichkeiten der näheren umgebung und in der öffentlichkeit, in der wir als bürger aufbegehren, wenn uns solche eben-nicht-belanglosigkeiten vorgesetzt werden.
wir haben kein recht der gleichgültigkeit.
und ich glaube – beispielhaft in einem fall wie diesem –, dass die journalistInnen und redakteurInnen die öffentliche artikulation unseres ärgers brauchen, um ihrerseits dem druck besser widerstehen zu können, pr-journalismus und belangsendungen für mächtige interessensvertretungen des kapitals zu fabrizieren.