Zwei Bilder, einfach gegenüber gestellt:
Die Zahl derer, für die die Pensionsanpassung 2008 ein mageres Plus von brutto 1,7% bringt, weil sie unter die Grenze der Mindestpension fallen: ~ 1 Million Österreicherinnen.
wieder mal die Dokumentation eines Seminars. Die Verweise und Materialien sind in die ursprüngliche Seminarankündigung eingearbeitet:
27.–29. Februar 2008, Seminar-Park-Hotel Hirschwang
Politische Praxis in Österreich II
Die Produktion von sozialer Unsicherheit
Seminarankündigung
Mit dem Gefühl von Unsicherheit wird seit jeher Politik gemacht, mit der Verunsicherung, mit dem in Unsicherheit halten, mit dem Unterlassen von Absicherungen. Unsicherheit wird allerdings nicht nur nicht abgesichert, wo es durchaus möglich wäre, Unsicherheit wird auch gezielt produziert. Es geht uns also um die Produktion von sozialer Unsicherheit. Weil, soziale Unsicherheit ist nicht einfach gegeben. Auch hat es wenig Erklärungswert, wenn wir im Zusammenhang von sozialer Unsicherheit und Ungleichheit von göttlichen oder natürlichen Ordnungen sprechen.
Mit diversen Unsicherheiten lässt sich Politik machen:
(IM SEMINAR kurz angesprochen: für die interessierten KollegInnen der Link zu einem berühmten Film über einen berühmt-berüchtigten Konzern: “Monsanto, mit Gift und Genen”; der Film “Tote Ernte — Der Krieg ums Saatgut”; ein Link zum Film “Arme Sau — Doku über Genfood”. Alle Filme online im WWW anschaubar!)
httpv://www.youtube.com/watch?v=W3zXioK_zkI
Unsicherheit — Absicherung | Verunsicherung — Versicherung
Wir sehen schon, erstens lässt sich die Geschichte unseres europäischen Sozialstaates als eine Geschichte der Absicherung gegen viele soziale Unsicherheiten lesen, zweitens, dass viele dieser Absicherung seit langer Zeit in der Demontage befindlich sind.
Wir denken an die Pensionsversicherung, die Sozialversicherungen, das Arbeitslosengeld, …
Drittens sehen wir, an zweieinhalb Seminartagen, also fünf Halbtagen, da lässt sich nur ein Ausschnitt der oben angerissenen Felder anreissen.
Hier das Programm für 5 Halbtage, entstanden in Zusammenarbeit mit Lukas Wurz, Stand Herbst 07:
Prekarisierung – atypische Beschäftigung – Produktion von Unsicherheit
Historischer Teil
Eric Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, FfM 2004.
Harald Hitz (Hg.), Johann Georg Grasel. Räuber ohne Grenzen, Horn 1999.
Margarete Grandner/Gerald Stourzh, Historische Wurzeln der Sozialpartnerschaft, in: Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit Band 12/13, Wien 1986.
Markus Cerman/Sheilagh C. Ogilvie (Hg.), Protoindustriealisierung in Europa. Industrielle Produktion vor dem Fabrikszeitalter, Wien 1994.
Wolfgang Häusler, Von der Massenarmut zur Arbeiterbewegung. Demokratie und soziale Frage in der Wiener Revolution von 1848, Wien 1979.
Karl Vocelka, Geschichte Österreichs. Kultur – Geschichte – Politik, München 2004.
E. Talos/W. Neugebauer (Hg.), „Austrofaschismus“. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934 ‑1938, Wien 2005. (ein weiter Link)
Götz Aly, Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Hamburg 2005.
Botz/Oxaal/Pollak/Scholz, Eine zerstörte Kultur. Jüdisches Leben und Antisemitismus in Wien seit dem 19. Jahrhundert, Wien 2004.
Produktion von Sicherheit/Unsicherheit heute — Prekarisierung in der Gegenwart
Anette Treibel, Migration in modernen Gesellschaften. Soziale Folgen von Einwanderung, Gastarbeit und Flucht, München 1999.
Pierre Bordieu, Die verborgenen Mechanismen der Macht, Hamburg 1992.
Ronald Barazon, Kampf dem Kapitalismus, Salzburg 2006.
Bernd Senf, Die blinden Flecken der Ökonomie. Wirtschaftstheorien in der Krise, München 2001.
Komlosy/Parnreither/Stacher/Zimmermann (Hg.), Ungeregelt und unterbezahlt. Der informelle Sektor in der Weltwirtschaft, FfM 1997.
Blätter für deutsche und internationale Politik (Hg.), Der Sound des Sachzwangs. Der Globalisierungs-Reader, Bonn 2006.
Kathrin Röggla, wir schlafen nicht, FfM 2004.
Wilfried Glißmann/Klaus Peters, Mehr Druck durch Freiheit. Die neue Autonomie in der Arbeit und ihre paradoxen Folgen, Hamburg 2001.
Armutskonferenz/ATTAC/Beigewum, Was Reichtümer vermögen. Gewinner und VerliererInnen in europäischen Wohlfahrtsstaaten, Wien 2004.
Beigewum, Mythen der Ökonomie, Hamburg 2005.
Lohoff/Trenkle/Wölflingseder/Lewed, Dead Men Working, Gebrauchsanweisung zur Arbeits- und Sozialkritik in Zeiten des kapitalistischen Amoklaufs, Münster 2004.
“nochmals”, weil zuletzt hier im Kellerabteil, da gab’s schon was zum ‘Anschlag auf die Generationen-Solidarität’.
Im weiteren Sinne geht es auch diesmal wieder um ‘Berichterstattung und Meinungsmache’, um ‘Augurensprüche’ und ‘verlogene Sprachbilder’. In diesem Fall wird der ‘Berichterstattung und Meinungsmache’ jedoch schlicht ‘Aufklärung’ entgegengehalten. ((‘Aufklärung’ in einem positiven Wortsinne, nicht wie in ‘Aufklärungsspießer’. Aufklärung im Sinne des ‘historischen Projekts: Kritik’. So hat der Foucault Michel das benannt. Und ‘Kritik’ — als den Kern des historischen Projekts ‘Aufklärung’ hat er als ‘Versuch’ definiert, ’nicht dermaßen regiert’ zu werden.))
Private Pensionsvorsorge beim ’ “persönlichen ”
Finanzdienstleister’
Es geht um die große und weltweite(?) ((‘Erste Welt’ freilich nur. Die, die haben. Denn nur die, die haben ‘können’ überhaupt.)) Kampagne, in private Altersvorsorge zu investieren. Es geht um den Umbau der Pensionssysteme der Sozialstaaten im Zuge dessen staatliche Pensionsversicherungen abgebaut werden und die Pensionsfonds der Banken- und Versicherungsbranche (Finanzkapital) gefördert werden.
Wir kennen alle die Unmengen an Werbung von Banken, Versicherungen, Finanzdienstleistern.
Die Message etwa: vorsorgen, damit mensch im Alter nicht von den eigenen Kindern abhängig ist.
Die Message: alles ist dann sicherer, einfacher und sowieso staatlich gefördert.
Die Message: so werden sie wohlhabend und reich, weil auf das staatliche System ist kein Verlass und unsere Konditionen und der Ertrag, den wir ihnen verschafften, das ist alles viel besser.
Es fällt schwer, der geballten Propaganda gegen die gesetzliche Rente zu widerstehen.