Beschworen wird die demokratische Mitte. Angestrebt wird sie als mystischer Ort, der politische Ruhe verspricht. Hier findet die Biederkeit die Versöhnung mit sich selbst. Das etwas als normal gilt, wird das Maß aller Dinge. Gegenwärtig streben alle Parteien zu dieser Mitte, und gleichzeitig ist die Mitte Ergebnis eines Definitionsstreits zwischen ihnen. Doch die Ortsbestimmung der Mitte ist selbst verräterisch. Denn sie ist nur formal definiert und bezeichnet eine Position zwischen den Polen eines auf ein einheitliches Maß verkürzten politischen Spektrums. Auch wenn sich alle bis zur wechselseitigen Ununterscheidbarkeit in der Mitte treffen sollten, so kann diese Mitte ihrerseits auf der Achse der Links-rechts-Dichotomie frei nach links oder rechts driften.
Positioniert sich ein politisches Projekt aber selbst in der Mitte, dann lässt sich vermuten, dass es mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zu einer Verschiebung nach rechts kommen wird.