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SoZi 23|09: Legitimation betrifft nicht die Massen, sondern die Kader

… gestern Nacht beim Lesen von Immanuel Waller­steins berühmter Studie über diese Pas­sage gestolpert. Sie zeigt knapp und präzis einen entschei­den­des Kri­teri­um von Macht und Legit­im­ität an, das sich wohl auch bei Max Weber nir­gends so konzis dargestellt find­et.

Der erste rel­e­vante und banal erscheinende Schritt ist, Legit­im­ität als immer par­tielle Legit­im­ität zu begreifen:

Poli­tis­che Organ­is­men sind immer sta­bil­er, sofern sie wenig­stens par­tielle Legit­im­ität erre­ichen. In den Analy­sen über den Prozeß der Legit­i­ma­tion wird das Prob­lem oft eher ver­dunkelt, weil der Blick fast auss­chließlich auf das Ver­hält­nis von Regierun­gen zu der Masse der Bevölkerung gerichtet wird.

Die daran anschließen­den Sätze sind typ­is­che Beispiele Wallerstein’scher Nüchtern­heit. Sie erscheinen sarkastisch, wie von (schwarzem?) Humor getra­gen und sind doch eher nur nüchterne, von euphemistis­chen Anflü­gen freie Darstel­lung ((ich muss bei solchen Pas­sagen trotz­dem grin­sen …)):

Es ist fraglich, ob in der Geschichte der Men­schheit sehr viele Regierun­gen von der Mehrheit der­er, die von ihren Regierun­gen aus­ge­beutet, unter­drückt und mißhan­delt wur­den, für »legit­im« gehal­ten wur­den. Die Massen mögen sich ihrem Schick­sal über­lassen oder trotzig wider­spen­stig sein, sich über ihr zeitweiliges Woh­lerge­hen wun­dern oder sich aktiv auflehnen. Regierun­gen aber wer­den in der Regel ertra­gen, wed­er geschätzt noch bewun­dert, noch geliebt, noch nicht ein­mal unter­stützt.

Es fol­gt die ana­lytis­che Dif­ferenz:

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medienkritik

ein simples wie klares solidarisches ‘Fuck You’

Um aus dem Kopf­schüt­teln wieder rauszukom­men, ich wieder­hole mal meinen Twit­tere­in­trag von vor ein paar Minuten:

pen­e­trante selb­stan­maßung scheint die trend­sportart des früh­lings zu sein

Anson­sten wär ich beina­he sprach­los. Hybris galore. Gestern nacht, nach hause kom­mend und tweets ((Kurz­nachricht­en über den web2.0‑Dienst Twit­ter, der das abon­nieren von anderen Benutzern sehr ein­fach und prak­tisch möglich macht.)) nach­le­sen, wollte ich ja noch an eine hal­blustige “Kun­stak­tion” und Inter­ven­tion im online­me­di­alen Bere­ich glauben.

Da kon­sti­tu­iert sich ein selb­st ernan­nter “Online-Sit­ten-Wächter”-Club und Vor­stand, ua. mit einem Gen­er­alsekretär, der mir noch als Spam­mer unan­genehm in Erin­nerung ist. ((Ich hat­te irgend­wann mal Ritchie B. Pet­tauer als Fol­low­er auf Twit­ter, habe fest­gestellt, dass dieser mit dem bekan­nten Daten­schmutz-Blog einiges Renomée hat und habe daraufhin mein­er­seits auf ‘Fol­low’ gek­lickt. Im übri­gen trotz des Ein­drucks eher unin­ter­es­san­ter Tweets mit noch dazu einiger Eigen­Pro­mo. Allerd­ings bekam ich dann irgend­wann bald ‘Direct Mes­sages’ mit Eigen­wer­bung des Her­rn Pet­tauer, den ich anson­sten ja nicht kenne. Ein klar­er Fall von Unhöflichkeit und Spam. Seit dem habe ich diesen Twit­ter-Account auch wieder ent­fol­lowed. Jet­zt stellt sich sel­bige Per­son als Sit­ten­wächter für das Inter­net dar?)) Will die Gruppe humor­voll und mit Tech­niken der Kom­mu­nika­tion­s­gueril­la auf die zunehmende Dämon­isierung des Inter­net und auf laufende Zen­surab­sicht­en durch Regierun­gen aufmerk­sam machen, die sich damit zu Erfül­lungs­ge­hil­fen von Großkonz­er­nen mit klar ökonomis­chen Absicht­en machen? Oder was soll das?

Der ange­maßte Sit­ten-Wächter-Auf­trag scheint ernst gemeint zu sein
… und erin­nern mich an Karl Rove und Dick Cheney, wie sie für die Klas­si­fika­tion von guten Demokra­tien, nicht so guten “alten Demokra­tien” und Achsen der Bösen ste­hen.
… erin­nern mich an die ras­sis­tis­che FPÖ, wie sie für Bürg­er­wehren und für Recht und Ord­nung ein­tritt.
… erin­nert mich an die Erfind­ung von Kon­trol­linstanzen gegen einen unver­ant­wortlich agieren­den Finanz­markt, die dann mit Invest­ment-Bankern und Apolo­geten des dereg­ulierten Selb­st­be­di­enungskap­i­tal­mark­ts beset­zt wer­den.
… erin­nert mich an europäis­che Lebens­mit­telkon­troll­be­hör­den, in denen die Lob­by­is­ten der Phar­main­dus­trie und Lebens­mit­telde­sign­er sitzen.