aus irgendwelchen mir selbst nicht näher bekannten Gründen erinnere ich mich ausnehmend an diesen Tag, gerade an diesen Tag.
Es war ein wunderschöner Tag, aber kein außergewöhnlicher. Vielleicht ist es gerade das. In der Erinnerung ist der Tag mit symptomatisch friedlich, mit “perfekt” verbunden.
9.2.07: just a perfect day
Wir waren also exakt einen Monat da. D.h. umgekehrt, schon einen Monat weg.
Genial war es vom ersten Tag an, besser als erwartet. Aber nach jetzt hatten wir uns eingerichtet. Eingelebt in dieser Welt eines gänzlich anderen Tempos, einer anderen Zeit und vollkommen anderer Raumlogik. Es gab nocheinmal so etwas wie ein wirklich hier ankommen.
Die Sonne ging mittlerweile deutlich früher auf, deutlich später unter, war kraftvoller auf der Haut zu spüren und nun vor allem auch schon ständiger Gast auf unserer Terasse Richtung Norden. Rundum war der farbenprächtigste Frühling in explosiver Pracht ausgebrochen. Letzte mitgenommenen aus Wien Arbeiten waren alle abgearbeitet. Das Bike war aktiviert. Die Umgebung erkundet und vieles vor unseren Augen hatte bereits den Charakter liebgewonnener Rituale angenommen:
der alte Mann und seine füllige weiße Ziege, die Fütterungen, die mehrmals täglichen Besuche. Die in Kolonnen passierenden bemalten Geländewagen mit Touristen aus Teneriffa, die im Schnitt alle zwei Tage für 5 Minuten die Bergstraße an uns vorbei kurvten. Der Trippelhund, der allerdings vor wenigen Tagen das letzte Mal gesehen wurde. Die Vögel, kleine wendige Singvögel, elegante Falken, majestätische Bussarde. Die Aufführungen des Himmels.
(Die pics sind auch etwas größer auf flickr zu sehen.)
Es war der letzte Tag im Leben von Mathilda, wie wir des alten Mannes weiße Ziege meiner Erinnerung nach genannt hatten.
Nachmittags saßen wir gerade auf der Terasse als zwei jüngere Männer zum steinernen Verschlag der guten Mathilde kamen. Es ging eine Halbterasse hinauf und hinüber, zur Schlachtung. Der alte Mann konnte und wollte offensichtlich nicht dabei sein. Er kam am nächsten Tag in der Früh und inspizierte traurigen Schritts den Verschlag, suchte einige Zeit lang die Stelle, an der Mathilde am Vortag aufgehängt und abgezogen worden war. Ich denke, er wird vielleicht geseufzt haben und frage mich, wie oft sich dieser Ablauf der Dinge in seinem Leben schon wiederholt hatte.
Später wurde eine neue, junge Ziege gebracht. Sie nahm die Stelle von Mathilda, war aber ein furchtbar nervös ängstliches, blödes und leider verdammt laut und grausig schreiendes Vieh.
Wir sind an diesem Tag während des grandiosen Sonnenuntergangs hinunter ins Dorf, haben uns auf die Terasse der Casa dela Cultura an der Hauptstraße gesetzt und ein paar Bier getrunken. Am Heimweg in einer fast vollkommen dunklen Nacht, die Stiegen und einen Feldweg in Serpentinen hinauf, haben wir noch Fotos gemacht. Im Licht einer Straßenlaterne mit Selbstauslöser.
… war einfach ein perfekter Tag.