Es ist ein Gebot der Stunde, sich mit den MitarbeiterInnen des Österreichischen Gewerkschaftsbundes zu solidarisieren.
Man möchte erwidern, wenn das schon ein Gebot ist, dann vielmehr eines der letzten Monate. Nun ist die Situation derer, die tagtäglich im Haus am Schottenring erscheinen mittlerweile besonders trostlos und krankmachend. Seit März/April muss man in den Gängen, Zimmern und Vorzimmern versuchen, ein gewisses Maß an Normalität aufrecht zu erhalten. Schon um nicht in das organisatorische Chaos hinein gezogen zu werden. Damit die sich auflösenden Strukturen nicht auf den eigenen privaten Raum übergreifen. Schon damit die destruktive Atmosphäre und Umgebung nicht zu allzu sehr die eigene Stimmung, Psyche und allgemeine Konstitution in Mitleidenschaft zieht.
Sie sind wahrlich nicht zu bemitleiden. Nicht einmal jene, die seit geraumer Zeit hauptsächlich daran werken, ihre eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Und es gibt natürlich auch KollegInnen, die im Moment primär ihre gewohnten Privilegien verteidigen. Teilweise derart mit Ellbogen und Egoismus, dass ihre direkte kollegiale Umgebung diese Ellbogen abbekommt.
Dann mehren sich jene, die das .. Schiff verlassen. Logisch, dass dies eher KollegInnen sind, die es sich leisten können, die in weiteren Horizonten denken und unabhängiger Agieren. Ebenso logisch, dass sie es wären, von denen am ehesten Erneuerung und neue Perspektiven zu erwarten gewesen wären.
Die meisten leiden einfach. Versuchen sich jeden Tag neu zu motivieren und das seit Monaten. Das braucht unglaublich viel Kraft. Normalerweise, in einer besseren Gewerkschaftswelt, arbeiten sie dafür das zu verhindern, was sie selbst durchmachen. Oder sie arbeiten aktiv daran, in solchen Situationen Hilfe anzubieten. Jetzt sind sie selbst betroffen und doppelt betroffen. Kaum jemand, der sich mit der Organisation nicht identifiziert hatte. Wenige, die nicht wegen der Idee in diesem Haus gearbeitet hätten.
Alle sind betroffen. Die Bandbreite unterschiedlicher Reaktionen muss in derartigen Krisen wahrscheinlich vorkommen. Viel, verdammt viel, hätte eine fähige/fähigere Führung verhindern können. Die interne Kommunikation stinkt. Sogar das ist über weite Strecken verständlich, entledigt die Verantwortlichen jedoch nicht ihrer Verantwortung.
Jedenfalls, es ist ein Gebot der Stunde, sich mit den MitarbeiterInnen spätestens jetzt zu solidarisieren. Bevor es diese Zentrale so nicht mehr gibt.