… in einer Rede auf der Festversammlung des 1867 gegründeten Arbeiter-Bildungsvereins Gumpendorf:
«Bildung ist ein Wort und hat genau so viel Inhalt, wie der zu denken imstande ist, der dieses Wort ausspricht. Das, was man gewöhnlich darunter versteht, das, was die bürgerliche Gesellschaft als Bildung anerkennt, das ist vor allem die Fähigkeit, orthographisch zu schreiben, orthographisch zu reden, orthographisch zu essen, und orthographisch sich anzuziehen. Dann muss man noch ein gewisses Quantum von Dichtern, Komponisten und Philosophen dem Namen nach kennen und muss beiläufig wissen, wann man im Theater Bravo zu rufen hat. Das ist die Bildung der bürgerlichen Gesellschaft. Man ist auch gebildet, wenn man für Aufklärung und Fortschritt ist, dagegen ist man schon sehr ungebildet, wenn man sich vornimmt, darunter etwas Klares zu verstehen zu verstehen.
Mit einem Worte: zwischen landläufiger Bildung und proletarischer Bildung ist ein himmelweiter Unterschied. Wir verlangen von euch keinerlei Art von Orthographie, wir verlangen von euch nichts als Selbsterkenntnis. Darüber nachzudenken, wie Sie geworden sind und was aus Ihnen werden soll, das nenne ich Bildung. Und auf eine noch höhere Stufe der Bildung gelangen Sie, wenn einmal die Erkenntnis den Willen geweckt hat, wenn aus dem Bewusstsein, Produkte der Gesellschaft zu sein, das bewusste Streben erwächst, ihre Herren, ihre Former und Lenker zu werden. Die Bildung der Arbeiterklasse besteht darin, dass sie sich mit Bewusstsein eine große Aufgabe gestellt hat und von ihr erfüllt ist, dass sie in klarer Einsicht den Aufbau einer Gesellschaftsordnung betreibt, sie den Proletariern eine ganz andere Bildungsmöglichkeit bringen wird, als es unser armer Bildungsverein mit seinen schwachen Mitteln vermocht hat.»
((gefunden bei Johann Dvorák: Otto Neurath und die Volksbildung – Einheit der Wissenschaft, Materialismus und umfassende Aufklärung; in: Friedrich Stadler (Hg.): Arbeiterbildung in der Zwischenkriegszeit; Wien/München 1982))
10 Antworten auf „Victor Adler, Gumpendorf 1902“
[…] Victor Adler und Bildung […]
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http://www.youtube.com/greeting_view?s=qFUIuWvNHKw&p=0232771D54BF7ED8
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Zusammenfassung aus einem Artikel der Zeitschrift Sozialismus (www.sozialismus.de)Nr. 9 vom Jahr 2006 mit dem Titel
“Nutzen stiftend — bewusstseinsbildend — politisch gestaltend” — die Bildungsarbeit der IG-Metall von Martin Allespach
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit hat mehrere Funktionen:
Es muss die Handlungsfähigkeit und die politische Durchsetzungskraft für die GPA-DJP gestärkt und weiterentwickelt werden.
Bildungsarbeit muss bei der Umsetzung strategischer Ziele mitwirken. Deshalb ist ein Faktor bei der gewerkschaftlichen Politikgestaltung.
Bildungsarbeit gibt politische Orientierung und wirkt identitätsstiftend und stellt Bindung zur GPA-DJP her.
Sie trägt dazu bei, die Bereitschaft zum Engagement zu wecken.
Bildungsarbeit ist die Plattform, wo Diskurs und konkrete Auseinandersetzung zur Entwicklung eines politischen Bewusstseins möglich ist. Dabei gilt es die Fähigkeiten zur reflektiven und handlungsorientierten Auseinandersetzung mit gegensätzlichen und unterschiedlichen Interessenspositionen in Betrieb und Gesellschaft zu fördern.
Bildungsarbeit muss auch das „praktische Werkzeug“ liefern, um die Arbeit vor Ort im Betrieb professionell machen zu können. Von der Konflikbewältigung bis zur Durchsetzung kollektivvertraglicher Rechte bis zu Gesundheitsfragen (z.B. Mobbing) gehen die Arbeits- und Tätigkeitsfelder von BR-Mitgliedern.
Gewerkschaftliche Bildungsarbeit steht vor der Herausforderung, dass oftmals differzierte Sichtweisen hilfreicher für die Interessensdurchsetzung sind und das traditionelle „Entweder – Oder“ Denken eher in Sackgassen führt
Gleichzeitig haben wir die Herausforderung, unsere BR-Mitglieder und KollegInnen mit einem für sie neuen Bildungsbegriff zu konfrontieren, wo Eigeninitiative, Selbsterkenntnis, Kreativität, usw. wichtig sind. Viele KollegInnen sind geprägt von einem traditionellen bürgerlichen Bildungsbegriff aus ihrer Schulzeit in dem Ordnung, Disziplin und Leistung die wesentlichen Faktoren waren.
An RokkerMur!
Ich habe dein Mail erhalten — ich habe mir dein Anliegen vorgemerkt — wir können ja im März in einer kleinen Gruppe die Tour machen und dann anschließend bei einem Bier/Wein/Getränk die Nachbesprechung machen. Vielleicht will ja Hans Christian auch mit…(Anderson) echt gut. 😆
@Werner
ja, Rundgang.
Habe dir gemailt aber erst im Feber/März wenn der Eisbär wieder weg ist.
@Hans Christian
Sie sind nicht mit dem Hans Christian Anderson … ;))
hello Ihr Beiden,
vl. findet ihr das auch interessant.
Stichwort ‘Geschichte der ArbeiterInnen’.
ein Video, Gespräch auf rebell.tv mit dem “Hofhistoriker” von rebell.tv 😉
es geht um die Russische Revolution, Anlass 90 Jahre. Berührt aber viel mehr, setzt schon bei den Frühsozialisten und beim Bürgerlichen John Locke an, spricht die Rolle des deutschen Generalstabs an, die Ausformulierung der Theorie von Marx fast hundert Jahre nach der Französischen Revolution, der “Idealist” Adams Smith etc. etc. etc.
Video bei rebell.tv
ja, und die Eigentumsfrage. Die Eigentumsfrage, die gerade heute wieder topaktuell in die Tagesdebatten zurückkehrt. Und wo sich deutsche Gewerkschaftler tatsächlich erblöden, die Gehälter von Managern der Wirtschaftselite als gerecht zu verteidigen.
An RokkerMur!
Was konkret interessiert dich?
Oder willst du eine Einladung zum Rundgang?
Du kannst mir auch dirket ein Mail zukommen lasssen — werner.drizhal@gpa-djp.at
Bis bald
Werner
apropos Zentral!
die letzten Einträge auf dem Wien-Blog (der taz) von Wolfgang Koch tangieren den Zentral und sind wieder mal sehr fein und interessant.
Zuletzt:
Ist der Tod ein nackter Sohn?
Ich bin froh an einem Ort zu leben wo einst Victor Adler kämpfte.Favoriten (nicht Gumpendorf) ist gemeint.
@Werner
Würde mich interressieren die Geschichte der ArbeiterInnen.
Dieses Zitat lese ich immer den TeilnehmerInnen am Grab bzw. der Gedenkstätte am Zentralfriedhof von Victor Adler vor. Hier besuchen wir Stätten der ArbeiterInnengeschichte und vergegenwärtigen uns die politischen Geschichte unserer Vorfahren. Für diesen Bildungsansatz ging Adler öfters ins Gefägnis und bei schweren Kerker erlebte er den 1. Mai.