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Was bringt die Partnerschaft mit DiePresse für #unsereuni?

In diesen Stun­den bekommt diepresse.com wieder eine erkleck­liche Anzahl an Klicks geschenkt. Weil es schein­bar gilt, eine “Abstim­mung” zu Gun­sten der Uniproteste zu bee­in­flussen.

Die Tage davor haben die der katholis­chen Kirche ((Die ‘Styr­ia Medi­en AG’  gehört dem ‘Katholis­chen Medi­en Vere­in’, dieser wiederum der ‘Katholis­ch­er Medi­en Vere­in Pri­vat­s­tiftung’ und die dem Vernehmen nach der “Katholis­chen Kirche in der Steier­mark”, der Diözese Graz-Seck­au.)) gehörende DiePresse und ihr Chefredak­teur­pop­sternchen wieder viel Aufmerk­samkeit und Erwäh­nun­gen in ua. der Blo­gosphäre gener­ieren kön­nen.
Warum? Weil der Chefredak­teur mit dem rebel­lis­chen Schick die freilich erwart­bare Lin­ie des kon­ser­v­a­tiv­en Blatts – wie bei ihm üblich – in schein­bar dif­feren­zierten und fast irgend­wie wohl gesonnenen Hum­bug ver­packt?

Ich frage mich ern­sthaft, ob es für #unsere­uni sin­nvoll ist, die “Diskur­sange­bote” von DiePresse anzunehmen?

Ste­ht das nicht im Wider­spruch zu der Form der selb­st­be­wussten und selb­stor­gan­isierten Proteste?

Warum spie­len wir da mit, was ist das Ziel, was die Chan­cen?

DiePresse generiert Klicks
DiePresse.com (screen­shot) gener­iert Klicks

Wäre es nicht ver­gle­ich­sweise net­ter, wenn eine Abstim­mung in dieser Umge­bung klar 0% für “Ja” gegenüber 100% für “Nein” aus­gin­ge, als dass wir alle gemein­sam ver­sucht­en, an den Prozentzahlen etwas herumzuschieben?

Wür­den 0% Zus­tim­mung zu den Protesten die Legit­im­ität der Proteste unter­graben oder die Legit­im­ität der Abstim­mung, der Fragestel­lung und der Are­na.

Kann die Zeitung DiePresse angesichts ihrer Eigen­tümer­struk­turen und bei ihrer gesellschaft­spoli­tis­chen Posi­tion­ierung à la longue den Protesten auf den Hochschulen nur annäh­ernd neu­tral gegenüber ste­hen?

Struk­turge­gen­satz
Es würde kaum der Arbeits­gruppe bedür­fen, um zu skizzieren wie die Regeln dieses Ter­rains beschaf­fen sind, auf das wir uns hier begeben, odr? 😯

Es sei mal ein pos­i­tives Szenario skizziert:

Die Beset­zun­gen hal­ten bere­its 3, 4 Wochen an. Poli­tik­erIn­nen und Medi­en schreiben dageben an, es hil­ft nichts. Die Proteste haben sich aus­geweit­et, find­en in ver­schiede­nen Städten statt, haben sich inter­na­tion­al­isiert. Gle­ichzeit­ig ist kaum zu überse­hen, dass die Beset­zung einzel­ner, im Gesamtkon­text des Rau­mange­bots ein­er Uni­ver­sität sog­ar klein­er Räume, dass eine solche Beset­zung nicht die Uni lahm­legt und nor­males Studieren prob­lem­los ermöglicht.

Die Gesellschaft muss sich mit dem Phänomen auseinan­der set­zten, die Inter­pre­ta­tion­s­macht der Massen­me­di­en nimmt an Rel­e­vanz ab, wenn es um die Mei­n­ungs­bil­dung geht, was hier abge­ht.

Chefredak­teure kon­ser­v­a­tiv­er Zeitun­gen sehen sich nicht nur in ein­er Sprachregelung mit ÖVP-Min­is­terIn­nen und Wirtschafts­bossen son­dern wieder ein­mal auch mit der extremen Recht­en, die kaum etwas anderes kann, als die Proteste zu dif­famieren.

Das was sich zu verän­dern begin­nt, sind Grup­peniden­tiäten und Grup­penselb­stver­ständ­nisse. Das was sich zu ändern begin­nt, ist die Sieges­sicher­heit der FPÖ in Hin­blick auf die Wahlen in Wien. Denn das Kli­ma in der Stadt verän­dert sich.

Das was sich zu ändern begin­nt ist der selb­st­sichere Hohn der Neolib­eralen, nach Eigen­zuschrei­bung, Polit­i­cal Incor­recten, weil sie sich einem Phänomen gegenüber sehen, an dem Hohn und Häme abperlt.

Ein solch­er Kli­mawech­sel, der sich im Selb­stver­trauen von vie­len Men­schen und in der Stim­mung in der Stadt auswirkt, wer hat vor diesem Wet­terum­schwung am meis­ten Angst, wer am meis­ten zu ver­lieren?

Das ästhetis­che Feld wird so oder so neu geord­net
Wer beset­zt jet­zt das ästhetis­che Feld? Was ist cool, was uncool?

Aktion­is­mus, Kri­tik, Engage­ment für die “Verbesserung der Umstände”, solche Pein­lichkeite sind mit Neg­a­tivbe­grif­f­en wie “Gut­men­schen­tum”, mit “nervig”, mit “lächer­lich und naiv”, mit “altlinks bis linkslinks” und mit “Unreife” und “Rück­wärts­ge­wand­heit” beset­zt.

Dage­gen ist das hämis­che Aus­lachen von kri­tis­chem und “weltverbessern­dem” Engage­ment ein pauschales Zeichen von “Reife”?
Tat­säch­lich funk­tion­iert das ästhetis­che Feld noch so. Reak­tion und Revan­chis­mus sind – nun aber auch schon wieder seit den Tagen von Reagen und Thatch­er – pos­i­tiv beset­zt und mit der ästhetis­chen Emphase des Rebel­lis­chen kon­notiert. ((Die Anze­ichen mehren sich seit ger­aumer Zeit, dass diese Logik ihren Höhep­unkt über­schrit­ten hat, ihre let­zten Exzesse gebiert und im näch­sten Jahrzehnt wohl wieder in eine andere Rich­tung kip­pen wird.))

Was passiert eigentlich mit der Masche der DiePresse-Chefredak­teure, wenn das ästhetis­che Feld neu geord­net wird? Was, wenn ihnen ((Der Vorgänger des aktuellen Chefredak­teurs hat sich vom aktuellen darin ja nicht grundle­gend unter­schieden, dass bei­de mit der Ästhetik des unangepassten Rebellen gear­beit­et haben, während sie für mark­t­fun­da­men­tal­is­tis­che und wertreak­tionäre Inhalte ste­hen.)) der rebel­lis­che Chic ver­lustig geht und in ein­er sich verän­dern­den gesellschaftlichen Wahrnehmung der ungeschmink­te reak­tionäre Fun­da­men­tal­is­mus übrig bleibt?

Das ästhetis­che Feld wird so oder so in den näch­sten Jahren neu geord­net wer­den. Die gesellschaft­spoli­tis­chen Pole des “Coolen” und des “Uncoolen” wer­den sich bewe­gen und irgend­wann ihre Rochade für die näch­sten Jahrzehnte vol­l­zo­gen haben.
Ereignisse wie jenes, das sich rund um die #uni­bren­nt abzuze­ich­nen begin­nen, kön­nen hier einen großen Unter­schied machen. Einen Unter­schied von gut und gerne 5 Jahren, die sich der Wind früher oder später dreht. Oder den Unter­schied zwis­chen müh­sam sich durch Häuser­schlucht­en ver­wirbel­nden Lüftchen und einem wohltuend aufrüt­tel­nden, durch die Straßen fegen­den Sturm.

Wohlwol­lende Umar­mungen erstick­en am erfol­gre­ich­sten
Ich über­lege, ob es sin­nvoll ist, mit z.B. DiePresse zusam­men­zuar­beit­en. Und das tun wir, indem wir ihr Klicks und Legit­im­ität ver­schaf­fen. Das tun wir, wenn wir sie als Are­na anerken­nen, für ger­ade diese gesellschaft­spoli­tis­chen Debat­ten, deren Zen­trum jet­zt ger­ade das Wiener #audi­max zu wer­den ver­spricht.

Die Posi­tion ein­er Zeitung wie DiePresse (oder des ÖVP-nahen Kuri­ers) in Bezug auf diese gesellschaft­spoli­tis­chen Debat­ten und Entwürfe ist klar. Sie muss einen Erfolg der #uniproteste fürcht­en wie der Teufel das Wei­h­wass­er.
Für DiePresse ist es dop­pelt nahe­liegend, die Protestieren­den wohlwol­lend zu umar­men. Diese Umar­mung ist für Klicks, Aufla­gen­stärke und Posi­tion­ierung in der Medi­en­land­schaft ökonomisch sin­nvoll. Vor allem ist eine solche Umam­rung aber poli­tisch motivierte Kon­trolle.

7 Antworten auf „Was bringt die Partnerschaft mit DiePresse für #unsereuni?“

Die „Styr­ia Media Group AG” ist eine strate­gis­che Hold­ing für über 100 Unternehmen in vier Län­dern. Sie ist unab­hängig von allen poli­tis­chen Parteien, Inter­essens­ge­mein­schaften und Kirchen.”
gibts einen Beweis für die Behaup­tung die Presse gehöre der “kath. kirche”?

die hold­ing gehört ein­er stiftung, die wiederum ein­er stiftung gehört (siehe fußnote 1).
und stiftun­gen bzw. das stiftungsrecht macht mehr oder weniger unmöglich “beweise” im sinne ein­er schwarz auf weiß eigen­tümerurkunde vorzule­gen. ua. dazu sind stiftun­gen ja beliebt: besitzver­hält­nisse zu ver­schleiern (siehe auch z.B. “heute” gratiszeitung).

das oben in der fußnote dargestellte ist aber kein großes geheim­nis unter beobach­terIn­nen, würde ich behaupten.

du hast recht. ich bin mit klicks auf artikel auch immer sehr vor­sichtig. beim stan­dard tu ich mir weniger an. allerd­ings berichtet bis jet­zt kaum ein blogger/eine blog­gerin so sys­tem­a­tisch wie der stan­dard es tut von den protesten. hier ließe sich auch etwas verbessern, denn ich halte es nicht für gut, dass ein kap­i­tal­is­tis­ches blatt das epizen­trum der berichter­stat­tung wird, wo “wir” uns “selb­st” anschauen als wär DAS der beste spiegel oder über­haupt ein­er. sicher­lich, es ist immer ein wech­sel­spiel zwis­chen den massen­me­di­en und der blo­gosphäre, und, nicht zu vergessen, der mund zu mund kom­mu­nika­tion, oder face to face.
doch hab ich das gefühl, dass wir uns stärken, wenn wir uns dezi­diert­er von den orga­nen der maingestreamten mei­n­ung dis­tanzieren — dein vorschlag, deine anre­gung, dein aufruf ist gut.
es muss mehr rel­a­tiv offene weblogs geben, die eine debat­te ermöglichen — ein mikrokos­mos der mei­n­ungs­bil­dung, der sich sta­bil­er erweisen wird als die früheren demozeitun­gen, die doch nur zen­tral­isiertes chaos oder unstruk­turi­erte offen­heit dargestellt haben.
die APO 2.0‑landschaft ist meines eracht­ens bei weit­em attrak­tiv­er, ergiebiger, tragfähiger.
für mich wird in diesen tagen immer mehr ein poten­zial sicht­bar, das mich selb­st (pos­i­tiv natür­lich) über­rascht.
nicht dass ich nicht den nüchter­nen blick­winkel auf “den protest” ver­liere, denn die proteste wer­den aufhören und was kommt dann?
aber es entwick­elt sich was, einiges, vieles… uner­wartet. lang erhofft, und man wird sehen, was nach­fol­gt.
wenn du lust hast, ab und an auf http://www.social-innovation.org beizu­tra­gen, sags, wir schal­ten dich frei.
keep on writ­ing!

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