Freitag abend Vortrag in Salzburg, Diskussion bis knapp vor Mitternacht. Am Samstag vormittag wieder retour; und für die knapp 24 Std. zu wenig Wechselklamotten dabei. Weil ÖBB-Züge in den klimatisierten(?) Abteilen auch im September noch 38° C samt tropischer Luftfeuchtigkeit zusammenbringen. Instant Schweißausbruch.
Auf dem Rückweg gehn Wien in Linz Zwischenstopp gemacht. Den Pfarrplatz aufgesucht, die Wagenburg gestürmt und beloved rebell.tv die Aufwartung gemacht.
Hey! Ich hab mich gefreut! 🙂
Tina und Stefan wieder gesehen, geplaudert und Stefan bei der Arbeit beobachten können. Wow das flitzt nicht schlecht. Dabei war er eigener Einschätzung nach nur bei 90%, einer ausklingenden Grippe geschuldet.
Durfte/musste dann auch gleich vors Mikro. Und vor die Kamera. Hab bei der Hitze und intensivem Sonnenlicht den Telepromter gar nicht lesen können. Well, schmeck’s.
Freue mich bereits auf ein Wiedersehen, nächstes Jahr muss ich unbedingt länger bei der Ars vorbeischauen. Die Wagenburg am Pfarrplatz ist mehr als gemütlich. Hätt ich mich dort hingesetzt — in einen der Lehnstühle im Sand -, ich wäre sofort entspannt eingeschlafen.
Lieber Stefan, …
Deine wöchentliche Dosis Flusser 😉
… mit lieben Grüßen:
Im Unterschied zu allen bekannten Lebewesen geben wir nicht nur ererbte, sondern auch erworbene Information an künftige Generationen weiter. Dabei widersprechen wir der Natur doppelt: Der Zweite Grundsatz der Thermodynamik sagt, daß in der Natur alle Informationen dazu neigen, vergessen zu werden. Lebewesen widersprechen diesem Grundsatz, da sie genetische Informationen speichern und weitergeben. Mendels Gesetz sagt, daß erworbene Informationen nicht von Organismus auf Organismus übertragen werden können. Unsere Spezies widerspricht diesem Gesetz, denn sie speichert erworbene Informationen in einem kulturellen Gedächtnis, zu welchem die aufeinanderfolgenden Generationen Zutritt haben. Diese doppelte Naturverneinung ist allerdings nur scheinbar: schließlich werden notwendigerweise alle gespeicherten Informationen in den allgemeinen Strom Richtung Entropie zurückkehren müssen. Trotzdem ist die doppelte Naturnegation die menschliche Position: die “Menschenwürde” (das, was uns von den übrigen Lebewesen unterscheidet) kann als die Tatsache definiert werden, daß wir über genetische und kulturelle Gedächtnisse verfügen. Wir sind “historische Wesen”.
Elektronische Gedächtnisse sind daran, unser kulturelles Gedächtnis umzuformen.
Vilém Flusser: Gedächtnisse; in:
Baudrillard, Böhringer, Flusser, HvF, Kittler, Weibel (Hrsg.: Ars Electronica):
Philosophien der neuen Technologie, Merve Verlag Berlin 1989
selbst :: reflexion
A | rebell.tv: internetbasierte kommunikationsplattform
fünf formate: tv/radio, blog, print, multimediales magazin
im zentrum: metamorphose der sozialen frageB | umgang mit info: zentrale soziale frage
wie wird aus daten, info, wissen
eine form erfunden: aufmerksamkeit im prozess nicht in den inhalten
ethische moment in der art und weise der prozessierung von inhalten nicht der inhalte selbst
tina piazzi: how to introduce rebell.tv, in:
sms & tp (hg.):
rebell.tv.
die form der unruhe,
in bewegung & hey, mit ü‑wagen
Foto:
archivist ((archivist , nicht archivar!)) des kulturellen gedächtnisses bei der arbeit
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und noch n bisschen flusser … von ebd.:
das kulturelle Gedächtnis der Texte
[..] Das neue Kulturelle Gedächtnis (die Bibliothek) konnte sich nur langsam durchsetzen, denn es hatte gegen das vorangegangene orale Gedächtnis (Mythus) und materielle Gedächtnis (Magie) in komplexem Wechselverhältnis zu kämpfen. Im Verlauf dieses langsamen Durchsetzens kam es zu einer ideologischen Sakralisation der Bibliothek, welche die okzidentale Kultur bis heute kennzeichnet. Man sah die Bibliothek nicht mehr als eine Gedächtnisstütze an, in welche erworbene Informationen eingetragen werden (durch Schreiben) und von dort abgerufen werden (durch Lesen), sondern man begann, sie als eine über den Menschen schwebende (über sie verhängte) Transzendenz anzusehen. Dadurch wurde die kulturelle Funktion der Bibliothek umgebogen: nicht sie diente dem Menschen in seinem Engagement, erworbene Informationen vor der Entropie zu bewahren, sondern im Gegenteil der Mensch diente ihr, um in ihr vor der Entropie (vor dem Tod) bewahrt zu werden. Diese Umkehr der Funktion des kulturellen Gedächtnisses ist zwar für das Verhältnis zwischen dem Menschen und seinen kulturellen Erzeugnissen überhaupt charakteristisch (in der oralen Kultur wurde das gesprochene Wort sakralisiert und in den materiellen das Monument), aber im Fall der Sakralisation der Bibliothek geht es um eine Ideologie, auf welcher in letzter Analyse alle sogenannten “westlichen Werte” beruhen. [..]
das kulturelle Gedächtnis der .. hyperlinks?
[..] Die elektronischen Gedächtnisse sind Simulationen einiger Gehirnfunktionen. Eine Simulation ist eine Nachahmung, bei welcher einige Aspekte des Imitierten übertrieben und andere verachtet werden. Bei elektronischen Gedächtnissen werden einige übertriebene Gehirnfuntionen aus dem Schädel auf unbelebte Gegenstände hinausprojiziert udn können beobachtet und behandelt werden. [..] Eine unbeabsichtigte Folge der Erfindung ist, daß sie uns kritischen Abstand zu diesen Funktionen bietet. [..]
Elektronische Gedächtnisse erlauben ein müheloses Löschen der darin gespeicherten Informationen: sie vergessen leichter als Gehirne. Die Gültigkeit von Informationen ist zeitlich beschränkt, und die meisten erworbenen Informationen gehen geradezu darauf aus, von neuem überholt zu werden. (Das ist die Dynamik des wissenschaftlichen Diskurses, aber im Grunde genommen überhaupt aller Diskurse: erworbene Informationen zu “falsifizieren”.) [..]
Die Praxis mit elektronischen Gedächtnissen zwingt uns, aller hergebrachten Ideologie zum Trotz, das Erwerben, Speichern, Prozessieren und Weitergeben von Informationen als einen Prozeß zu erkennen, der sich zwar auf Gegenstände (Gedächtnisstützen stützt, aber diese Gegenstände gewissermaßen durchläuft (eine Tatsache, die mit dem Begriff “Medium” gemeint ist). Die Praxis zwingt uns, all diese Gegenstände (inklusive unserer eigenen Körper) als Medien des Informationsprozesses zu erkennen. Es ist ein Unsinn, diesen Prozeß verdinglichen zu wollen, ihn etwa in irgendeinem Medium lokalisieren zu wollen. [..]
tja, das “Kellerabteil” hat nicht umsonst seit jeher diesen Untertitel/Sinn:
’notizen gegen die unaufhaltbarkeit des bewusstseinsstroms’
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Eine Antwort auf „die form der unruhe“
[…] vilém flusser Kategorie: ars electronica | | von sms um 17:03zum besuch von kellerabteil | kellerabteil über seinen besuch Im Unterschied zu allen bekannten Lebewesen geben wir nicht nur ererbte, sondern auch erworbene […]