Rüdiger Suchsland’ Filmkritik zur Bernd Eichinger Produktion “Der Baader-Meinhof-Komplex”. In telepolis.
soll heißen *räusper*:
Der sowieso empfehlens-
und immer lesenswerte
Rüdiger Suchsland
mit seiner
besonders lesenswerten
und
vielschichtig interessanten Kritik
“Ab heute wird zurückgefilmt”
anlässlich des Films
“Der Baader-Meinhof-Komplex”
aber vielmehr zum Thema
“Der Eichinger-Aust-Komplex”,
seit heute im telepolis,
dem sowieso wichtigsten Online-Medium.
Nur ein Zitat, im fein lakonischen Suchsland-Ton:
… äh, vielleicht doch noch ein zweites:
Ja, der Film wird auch besprochen. Aber vielmehr ist es ein Text über die Fabrikation des Kulturellen Gedächtnisses. Und somit um einiges interessanter und spannender.
Der Film selbst steht also nur am Rand, verdienter Maßen, höchstens am Rand, wie Suchsland urteilt.
Aber selbst lesen.
Überhaupt, Suchsland lesen. Telepolis lesen. 😉
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dazu noch, weil ich s so passend zu Suchslands Text finde:
Idolatrie ((Der Begriff der Idolatrie enthält einen Vorwurf, der schon im Wortgebilde selber angelegt ist. Der Vorwurf richtet sich an jene, welche Bilder verehren (Latreia), aber die falschen Bilder (Eidola). Er kann auch bedeuten, dass es überhaupt falsch ist, Bilder zu verehren oder nur zu benutzen. Der Begriff des Idols (Eidolon) hatte eine lange Geschichte in der griechischen Philosophie hinter sich, als er in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta) auftauchte. Er konnte Trugbild, Phantom, auch unsere inneren Bilder bezeichnen, die wir so schwer festhalten können. Aber im alten Testament sind damit die Kultbilder der anderen Stämme gemeint, die aus totem Stoff waren und die vielen Götter wiedergaben, die aus jüdischer Sicht keine lebenden Götter, sondern leere Götzen waren. Die Verehrung von plastischen Bildwerken war Beweis genug, dass es sich um falsche Religionen handelte, die vom wahren Gott nichts wussten. Der Vorwurf zielte also darauf hinaus, dass der Gebrauch von toten Bildern eine Fälschung des unsichtbaren Gottes war. Paulus führte denn auch in seinen Briefen den Begriff Idolatrie selber ein, mit dem er die anderen, die Heiden brandmarkte: sie blendeten sich mit trügerischen Bildern (1. Korintherbrief 10.14). In der lateinischen Übersetzung wurde daraus: idolorum cultura, vor welcher sich die Brüder in Christo hüten sollten (der lebendige Christus war das einzige zulässige Bild Gottes). Wahrscheinlich wurde der Begriff erst wieder in der Zeit der Reformation reaktiviert, als die Katholiken seine Opfer waren, die unter das protestantische Verdikt des Bilderdienstes (des “Götzendienstes”, wie Luther den Begriff Paulus übersetzt) fielen: der Vorwurf diente der Polemik gegen die “anderen”, die im Irrtum waren, während man selber die Wahrheit besaß. Der Begriff Idolatrie ist also zutiefst religiös aufgeladen.))
Da finde ich ganz passend, also ich muss da noch zwei Textpassagen zitieren, allerdings aus einem bildtheoretischen Aufsatz. Hans Belting. Ja, da gilt meinerseits auch, vielmehr noch: Hans Belting lesen!
Wie auch immer, der Aufsatz von Belting lautet “Idolatrie heute” (zu finden in “Der zweite Blick”); und daraus jetzt zwei Passagen.
zur Erziehung zur Idolatrie:
Die Perfektion der Dinge habe die Scham ihrer Erfinder ausgelöst, nicht ebenso perfekt und ebenso vielfältig zu sein. Aber er (Anmerk.: Günther Anders) konnte noch nicht wissen, dass in der postindustriellen Revolution die Gesellschaft immer weniger materielle Dinge, und immer mehr Informationen produzieren würde, womit sich der Schwerpunkt vom Ding zum Bild noch einmal verschob und die Bildproduktion zur wichtigsten Ware wurde: die Informationen wurden begehrter als die Dinge. Bilder werden heute als Informationen konsumiert, die dem Publikum die Mühen der Schrift erspart: Informationen mit der Aufforderung zur stillschweigenden Idolatrie.
und zur wirtschaftlichen Macht hinter der Bildproduktion:
Da gibt es aber mitten im angeblich selbstläufigen und undurchschaubaren Bilderstrom eine zweite Szene, die ihre Präsenz so gerne verbergen möchte. Es ist die Szene der wirtschaftlichen Macht, welche die einstige Szene der politischen Macht in den Hintergrund drängt. Die Leitbilder, die sie produziert, sind deshalb die Ikonen des Konsums und nicht mehr die Ikonen der politischen Ideen oder Ideologien.
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