Gibt es einen positiven Nebeneffekt in dieser traurigen Farce um den ständig austeilenden BMI Platter, der selbst nicht einstecken kann?
Ich gestehe, für mich schon. Daher folgt hiermit ein dritter Eintrag zum Thema und ich gelobe gleichzeitig, dann ist Schluss damit. (Mmh, das Versprechen habe ich nicht eingehalten, es folgte schließlich noch ein zweiter Teil zu diesem Post, das Blogger-gegen-Platter-Update.)
Eine Blogosphere macht sich Luft
Was hat’s nun auf sich, mit dem positiven Sideeffect, ist es angebracht dem BMI zu danken? Kaum. Aber der Ärger und die Wut angesichts der Vorgänge haben mich merken lassen, dass da draußen viele ähnlich reagieren, Wut und Ärger nicht nur empfinden, sondern in klugen Einträgen die verlogene Politik dieser Bundesregierung, dieser ÖVP und dieses Ministers Platter auseinander nehmen.
Und ich muss zu meiner Beschämung eingestehen, die meisten gehen mit ihrem Ärger besser um und schreiben prägnantere und treffende Einträge.
Jedenfalls tut das gut, wohl genau aus dem Grunde, den ich im gestrigen Eintrag herausarbeiten wollte: weil es im Ringen um die Deutungsmacht in der Öffentlichkeit, wer “wir” sind, darum geht, den Darstellungsweisen der Möchtegern-Law-and-Order-Politiker etwas entgegen zu halten.
Daher ‘Danke’ und …
… shout outs to ya all out there!
Gruß an Georg Pichler, der in seinem Eintrag nüchtern schlussfolgert, dass Platter nichts mehr zu verlieren hat und nur mehr nach seiner tatsächlichen ‘Gesinnung’ handelt. Georg hatte gestern auf meinen ersten Platter-related-Beitrag verlinkt und mich erst auf die Idee gebracht, mal weiter zu recherchieren. Zu recherchieren nämlich, wer sonst noch in eigenen privaten Blogs die beschämende österreichische Abschiebungspraxis kommentiert.
In Georgs Blogroll fand sich gleich der erste Hinweis auf weitere Blogger, die gegen die Plattersche Realität rumoren. Der Blog von Dominik Leitner … ein kleines bisschen Menschlichkeit widmet sich in mehren Beiträgen dem Fall Zogaj und dürfte seine Existenz gar erst der Empörung über diese Realität verdanken.
Das scheint auch für des Bauers Blog zu gelten, in dem die interessante Frage gestellt wird, wie weit dem BMI der Selbstmord-Erpressungsversuch Arigonas nicht sogar in den Kram passt.
Heute hab’ ich nun erstmals die Google-Blogsuche, später Technorati angeworfen:
Da gibt es etwa im Bas|se|na-Blog den hervorragenden Eintrag zum Rufmord von ‘besonderer Qualität’, den Platter betreibt.
Hans transkribiert und analysiert das beklemmende ZiB2-Interview, in dem unser BMI seine besonderen Qualitäten in fast schon Gorbachscher Manier hervorgestrichen hat. Empfehlung!!
Auch andere widmen sich dem ZiB2-Interview. Der Gehirnspüler-Blog verlinkt zu Armin Wolfs Blog. Tyndra kommentiert genüsslich-ironisch die schlechte Performance Platters in diesem Interview.
Michael Moser fragt in Richtung BMI Platter Menschliche Qualitäten? und gibt die Frage/Suche bald auf. Sein Resümee: nichts.
Andreas Lindinger spielt’s ein wenig weiter und zeigt den Journalisten, was die nicht können/dürfen. Er stellt unserem hohen BMI — big platter is watching you — drei unangenehme aber notwendige Fragen. Lesen!!
Mit einem konstruktiven Vorschlag wartet Siniweler auf: Platter in Präventivhaft! Der Vorschlag ist ebenso zu unterstützen wie die Petition, zu der Siniweler verlinkt.
Warteschlange widmet dem Fall gleich einige Beiträge (dem Fall Platter, nicht Zogaj) und stellt unter anderem fest, dass manche der jetzt Zwangsdeportierten besser Deutsch sprechen als der BMI.
Das stimmt, das hab’ ich mir auch bereits eins ums andere mal gedacht.
Vom Vorschlag Wolfgang Kirchleitners, wie der Fall Platter zu lösen wäre halte ich jedoch wenig. Hmm, dieser Ansatz klingt mir allzu masochistisch. 😉
Zur Nutzung der Artikulationsform “Demo” wird ebenfalls auf einigen Blogs aufgerufen. Nur ein Beispiel:
List.ig ruft dazu auf, am gemeinsamen Spaziergang vor dem BMI teilzunehmen und verweist auf den Kommentar Christine Nöstlingers.
Dominik aus der ’neon wilderness’, die irgendwo in OÖ gelegen sein dürfte, ist bereits auf einer Demo gewesen, jener in Frankenburg nämlich, und er berichtet davon.
Christian Binder kann der Regelung wie in der Schweiz einiges abgewinnen, dort entscheiden offensichtlich die betroffenen Gemeinden selbst. Klingt doch logisch, oder?
Barbara A. Lehner übertitelt ihren Eintrag schlicht mit Angst und spricht damit eine Empfindung an, die viele teilen und auch artikulieren; die Angst, in einem solchen Land zu leben.
Vor allem geht es ihr aber um die Angst der Betroffenen, deren Leben ständig unter das Damoklesschwert gezwungen ist. Und um die sollte es uns allen gehen.
Udo Seelhofer findet es einfach nur Ekelhaft… und er meint damit offensichtlich gleichermaßen die Debatte zu den Abschiebungen wie auch die Praxis der Abschiebungen.
Manfred Schindler findet’s zum Schämen und wütend werden. Er zieht wenigstens auch Trost aus dem Umstand, dass ganze Gemeinden und Betriebe gegen diese Gewalt des instrumentellen (Pseudo-)Rationalismus ((Alors, das ist eine Mischung aus dem instrumentellen Rationalismus nach Max Weber und der Analyse des Pseudo-Rationalismus noch Otto Neurath.)) aufstehen.
Doc Sarah Schons, bei der ich den Link zu Barbara gefunden habe, stellt die Abschiebepraxis in den Kontext allgegenwärtiger bedrohlicher Staatsgewalt, beim G8-Gipfel, in Birma, in Österreich.
“Sarah!”, erstens herzlichen dank für Deinen Artikel und zweitens eine Empfehlung, aller aller ärmstens ans Herz gelegt.
Der Vortrag von Albrecht Koschorke, im WWW downloadbar, der passt genau zu deinem Thema und ist verdammt gut.
(Hier verlinkt)
Recherche und Auswahl
… so viel nur zu dem, was ich gefunden habe. Recherche über google-Blogsuche, technorati und interne Links. Updates dieser Liste mögen noch erfolgen, who knows.
Ausgelassen hab’ ich, man möge mir verzeihen, Blogs von PolitikerInnen, Ortsgruppen und ähnliches.
Auslassen hab ich auch die Gegenseite.
Die ‘jetzt regt’s eich ned so auf’-Aussagen.
Die ‘Gesetze müssen vollzogen werden’-Argumentationen.
Die ‘der arme BMI Platter’-Mitleidsbezeugungen.
Erstens kommen diese Meldungen zu einem guten Teil von den ÖVP-Bezirks- und Jugendorganisationen. Ok, wenn ihr meint, dass das euer Job ist?
Zu einem zweiten, unerfreulicheren Teil kommen sie von einer sich liberal nennenden Plattform. Allerdings Achtung, der Umkehrschluss würde fehl gehen, dass alle liberal sich definierenden Blogger deswegen gleicher Meinung wären. Gegenbeispiele finden sich in der Liste oben.
Zum dritten schließlich, diese Platter unterstützende Seite braucht kein weiteres Airplay, das ist sowieso die Seite hegemonialer Medienpräsenz.
Und zu einem Pro-Platter‑, Pro-Abschiebungen‑, Pro-Mir und nur mir san Österreich-Blog muss ich doch verlinken:
let’s diss the chauvis
Zumindest die besonders talentierten. Ja, es gibt freilich auch Mitmenschen, die ihren Hausverstand beim Billa gekauft haben, oder bei der Kronenzeitung oder im dritten Lager:
In Woifal’s Blog wird, und zwar vollkommen unironisch aber lauthals, Erpressung geschrieen. (Mit drei Rufzeichen!!!) Wer wird erpresst? Natürlich ganz Österreich. Die Sprachregelung Platters funktioniert 1A.
Bei Woifal sind die AsylantInnen denn auch konsequenterweise gleich pauschal alle Verbrecher. Das nennt sich dann Politisches aus Österreich.
Kollege, könnte es sein, dass Du glaubst, was in der Krone, in Österreich oder der Ganzen Woche steht?
Nachtrag:
Im Ausland fühlt sich übrigens niemand bemüßigt, der verharmlosenden Sprachregelung der Regierung zu folgen und von “Abschiebungen” zu sprechen. Die Sache wird beim Namen genannt, Österreich hat Zwangsdeportationen wieder eingeführt. Gratuliere.
Allerdings jetzt mein Problem, an dieser Stelle hätte ich gerne zu jenem Beitrag auf ORF.ON verlinkt, in dem die diversen Kommentare ausländischer Zeitungen zur österreichischen Abschiebepraxis angeführt und zitiert wurden. Gestern war das noch nachzulesen, heute finde ich diesen Artikel nicht mehr. Seltsam.
Seltsam? Peinlich!
WOHL DOCH EHER MEINE UNFÄHIGKEIT!
alors, hier der missing link, by courtesy of CREATURE.
love, “peace”, merci and thanks!
15 Antworten auf „kräftiges Rumoren im BlogWald“
[…] edit#1: ganz besonderen Dank an hcvoigt, der mit seinem Artikel Kräftiges Rumoren im BlogWald eine gute Übersicht zum Thema erarbeitet hat und mich auf diesen Audiolink verwies: Prof. Albrecht Koschorke zum Thema…. […]
vielleicht ein wenig theorie dazu, etwa hier
Schmierereien in Ungenach gegen den Pfarrer.
http://warteschlange.twoday.net/stories/4348227/
Was mich an dem Fall irgendwie besonders beschäftigt bzw. ärgert ist die Aussage, dass der Familie bereits nach kurzer Zeit klar sein hätte müssen, dass es für sie keinen positiven Asylbescheid geben wird.
Hierzu habe ich ein Posting bei derstandard.at gefunden, das darauf eine recht gelungene Antwort gibt:
Hitecut:
Fakt ist, dass es ihnen möglich war durch das Ausnützen aller rechtlichen Mittel, die Immigranten in Österreich zu Verfügung stehen, bis jetzt im Land zu bleiben. Genau hier liegt der Fehler des österreichischen Asylsystems. Man kann der Familie nicht vorwerfen alles zu probieren und ich sehe die Schuld beim Staat Österreich, der sowas überhaupt erst zugelassen hat. Nun soll er auch die Konsequenzen tragen und alle inzwischen integrierte Familien auch aufnehmen. Es ist nunmal unmenschlich sie jetzt noch zurückzuschicken nur weil man vorher versagt hat die Angelegenheit in annehmbarer Zeit endgültig zu regeln.
(http://gehirnspueler.twoday.net/20071012/)
Was ich weiters nicht verstehe ist, warum jeder von einer generellen Amnestie nach 7 Jahren Wartezeit in Österreich spricht. mMn würde es reichen dies einmalig reichen. Einmalig jetzt alle Menschen, die seit 4–5 Jahren auf einen Bescheid warten eine Aufenthaltsgenehmigung gewähren und von nun an schneller Arbeiten, dass soetwas nicht mehr passiert.
(Was wohl aber leider leichter gesagt als getan ist, wenn man diverse Artikel aus dem aktuellen FALTER liest — die übrigens ehrlich zu empfehlen ist!!)
[…] P.S.: Eine sehr gute und lesenswerte Zusammenfassung der Reaktionen in der österreichischen Blogosphäre zum Fall Zagaj findet sich hier: Kräftiges Rumoren im Blogwald […]
http://laurenzennser.twoday.net/
hier gibt’s mittlerweile drei beiträge dazu. danke jedenfalls für die feine zusammenstellung …
lg
laurenz e
Hi, dear HC — in meinem post gebührt Dir “edit #1” with all honours.…
ps: ich widmete der Thematik auch noch ein weiteres, umfangreicheres Posting: http://planetaeskoria.wordpress.com/2007/10/06/arigona-und-der-starke-mann/
Toller Beitrag, muss ja eine Menge Arbeit gewesen sein, sich durch all die Postings durch zu wühlen. Aber diese Thematik hat es sich einfach verdient, dass sie aufgegriffen wird. Je mehr darüber schreiben, desto besser. Man darf es dem Innenminister nicht zu leicht machen, seine kalte und destruktive Politik zu betreiben. Ob ihn die Kritik von (gar nicht einmal so wenigen) Bloggern stört, kann zwar bezweifelt werden, aber immerhin erreichen wir im Gesamten, als Teil “Blogosphäre”, doch ein paar Leute, bei denen der Funken auch rüberspringen kann.
@ Andreas,
dieses Versäumnis ist nachgeholt.
Danke für die Meldung und den Link ❗
greezs
@ Creature,
thanks!!
http://www.orf.at/071006–17360/index.html
orf bericht über ausländische zeitungskommentare zu dem thema deportationen.
schade, mein beitrag ist nicht dabei: http://www.andreaslindinger.net/blog/?p=254
dennoch super zusammenstellung und artikel!
Ich wollte nicht masochistisch klingen sondern nur Herrn Platter ärgern.
Sie müssen wissen, Herrn Platter ärgert jede andere Meinung 😉
zum Schämen und wütend werden
Da kumman dann alle… oder Urdnung muss sein
was anderes fällt mir zu dem was sich Leute wie Plattner denken nicht ein. Wird auch nicht viel tiefergehender sein, befürchte ich (abgesehen vom “gsunden”, impulsiven Populismus)
Schäm…
[…] http://www.unet.univie.ac.at/~a9005396/php/weblog/?p=72 […]