Wow. Ich bin wirklich von den Socken. Gerade hat es via dem ‘fangnetz’ der Zeitung DiePresse und vermittels der Plattform PolitikBlogs eine Analyse? Kommentar? Glosse? … ja, wie soll ich das nennen? … einen BlogEintrag in meinen FeedReader gespült, der … und wie sag ich das jetzt wieder? … der seinesgleichen sucht.
Polen ist frei!
lautet die Überschrift.
Mit Rufzeichen. Melodramatisch.
Ich klick nun wirklich nicht jeden Blogeintrag, der über die PolitikBlogs-Plattform reinschneit an. Was hinter der Aufmachung für ein Machwerk stecken mag, das hat mich in dem Fall halt schon klicken lassen. Der Name des Autors sagt mir nichts, ist aber das einzige abgesehen von der reißerischen Überschrift, was im Feedreader mitgeliefert wird: Gerhard Mangott.
Der … Blogeintrag setzt an mit:
… und ist von einem habilitierten Politikwissenschaftler!
Um das klar zu stellen, sondern würde ich auch kaum sagen, “Wow. Ich bin wirklich von den Socken.” sondern wegklicken und den Namen des Autors kurz unter ‘Ja Ja, schon gut’ verbuchend drei Sekunden später wieder vergessen. Aber ein Politikwissenschaftler?
Selten erlebt, dass sich eine Person als Wissenschaftler derartig selbst hinrichtet. Selten erlebt, dass ein paar wenige Sätze nichts über den Gegenstand des Textes aber jede Menge über den Verfasser aussagen. (Wenn da irgendein Zweifel über meine Sichtweise bestehen, siehe Titel dieses Posts.)
Hello? Verstehen wir die Moderne als Licht, das uns scheint und von dessen Abglanz die niederen Weltgegenden zu träumen haben?
Es lohnt sich überhaupt nicht auf den oberflächlichen Sinngehalt dieses Texts einzugehen. Nicht, dass jemand den klerikal-faschistischen Charakter der von den Kaczynski Zwillingen geführten rassistischen und homophoben PiS bestreiten würde. Jegliches sachlich argumentative Eingehen etwa auf die Glorifizierung des neoliberalen Donald Tusk würde dem Text lediglich zugestehen, dass er debattenfähig ist.
Aber da ist nur selten dümmliche Schwarz-Weiß-Malerei zu bemerken und eine Haltung, die ich als koloniale Kleinbildungsbürgerhybris bezeichnen würde. Vl. sind da persönliche Betroffenheiten im Spiel, ich weiß es nicht.
Wie kommt ein Wissenschaftler dazu, so gottgleich aus dem Strahlenkranz der Zivilisation heraus zu mahnen, urteilen, predigen? Der Mann scheint ein saftiges Ego-Problem zu haben, das auch seine Tätigkeit berührt. Und siehe da, 3 Minuten google-Recherche und er stellt sich tatsächlich als jemand dar,
- der sich als trendy und origineller Showstar im Wissenschaftsbereich zu etablieren versucht und dabei auch punkto wissenschaftlicher Zitierregeln Originalität beweist; ((Ja, da ist eine Wertung der Quellen dabei. Die in diesem Fall und auch in den weiteren Fällen verdammt einfach ist.))
- der tatsächlich sehr auf simple Schwarz-Weiß-Malereien statt wissenschaftlicher Expertisen steht und ganz firm weiß, was Völker denken;
- dem Kollegen in Repliken etwa antworten, dass er seinen supercoolen Realpolitik-Gestus und seine Propaganda sonst wohin stecken kann;
- der als Rezensent seine eigenen Bücher auf Amazon selbst bewertet. Natürlich mit 5 Sternen;
- der in Foren sofort Frechheit und Zensur schreit und schreibt, wenn das Freischalten seines Beitrags aus technischen Gründen ein bißchen dauert. ((Das verlinke ich mit gutem Grund nicht. Wer interessiert sein sollte, es bedarf keines großen Rechercheaufwands.))
2 Antworten auf „akademische Stümperei“
ad eins. findest Du? mmh. 😐 nuja. mit den begriffen ‘aufklärung’ und ‘humanismus’ herumzuschreien, um damit eine selbstbeweihräuchernde polarisierung entlang der gut/böse- und der zivilisiert/barbarisch-demarkationslinie zu inszenieren, das stößt mir halt auf. da wird dieses bildschema von ‘licht der wahrheit’ gegen ‘dunkelheit der ungebildeten wilden’ bemüht. du weißt schon, die die wir mit unserem wissen und unserem direkten draht zur wahrheit erleuchten, wenn es uns danach ist. n bißchen missionieren gehen. sie werden es uns danken (und wir fühlen uns verdammt gut dabei).
diese denkschiene ist wohl sattsam bekannt, hat seit jeher jede menge gekostet und zerstört, sich immer als kontraproduktiv erwiesen und tut das heute noch.
also so oder so lächerlich und widerlich. allerdings, eine sozialwissenschaftlerIn, zumal ein politikwiss., muss um diese falle wissen. wenn er dann, der herr prof. pseudo-wissensschaftsentertainer derart plump, dämlich das ganze bemüht … gehen sie zurück ins ps humanismus, aufklärung und mission, herr prof, ziehen sie dabei nicht über start und meiden sie podiumsdiskussionen bis sie … 👿
ad zwo. danke! schon abonniert der gute blog. thanks
Sie sind ein strenger Kritiker 😉
OT:
Ein angenehmer Anwalt aus “Wiener Neustadt” der gestern endlich wieder was neues geschrieben hat beschäftigt sich auch mit Asyl.
Ich kenne ihn leider noch immer nicht persönlich.
http://kadlicz.twoday.net/stories/685761/
http://kadlicz.twoday.net